Zu einer gesunden menschlichen Haut gehört die natürliche Besiedlung mit unzähligen Mikroorganismen dazu. Je nach Körperstelle gibt es starke Unterschiede bezüglich der Art und Anzahl der Bakterien, die sich dort ansiedeln. An der Stirn beispielsweise lassen sich andere Stämme nachweisen als an den Füßen.
Die Unterschiede sind verständlich, weil die Ansiedlung der jeweiligen Bakterien von Umgebungsfaktoren wie Feuchtigkeit, Säure- und Fettgehalt der Haut, Temperatur oder auch von vererbten Eigenschaften abhängig ist.
Gemeinsam mit den Zellen der Haut und denen des Immunsystems sorgen die Mikroorganismen für die gesunde Oberflächenbarriere der Haut. Sobald dieses Zusammenspiel aus unterschiedlichen Gründen eingeschränkt ist, kann das Hautorgan ihre notwendige Barrierefunktion nicht vollständig ausüben. Entzündungsreaktionen können die Folge sein.
Wissenschaftler der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums Kiel haben herausgefunden, dass es bezüglich dieser bakteriellen Besiedlung bei Gesunden und bei Betroffenen einer Neurodermitis-Erkrankung zu starken Unterschieden kommt.
Sowohl in der Vielfalt als auch in der Anzahl spezieller Bakterienstämme unterscheidet sich die Oberfläche der jeweiligen, vergleichbaren Hautpartien. Interessanterweise waren einzelne Bakterienstämme, die bei hautgesunden Menschen vorzufinden sind, bei Menschen mit chronischen Hautausschlägen und Neurodermitikern gar nicht mehr nachweisbar.
Gleichzeitig kommt es zu einer zunehmenden Ansiedlung von unerwünschten Bakterien. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass sowohl der veränderte Feuchtigkeitsgehalt als auch die vorhandenen Entzündungsprozesse der Hautpartien für die veränderte Hautflora verantwortlich sind.
Ein weiteres interessantes Studienergebnis war es, dass bei den Neurodermitikern auch nicht entzündete, scheinbar gesund aussehende Hautpartien ein verändertes Muster in der Bakterienflora aufweisen. Es ist bekannt, dass auch ein vererbter Mangel eines bestimmten Hauteiweißes, das sogenannte Filaggrin, mitverantwortlich dafür ist, dass die Haut sehr trocken und dadurch die natürliche Hautbarriere gestört ist.
Dieses ist bei einem Zehntel der Bevölkerung der Fall, was aber nicht bedeuten soll, dass diese Personen unbedingt eine Neurodermitis entwickeln werden. Das Risiko, daran zu erkranken, ist jedoch bei ihnen erhöht.
Falls sich eine Neurodermitis einstellt, beginnt ein äußerst unangenehmer Kreislauf, weil sich die Bakterienflora der Haut aufgrund der beschriebenen Entzündungsprozesse weiter negativ verändern kann, so die Wissenschaftler. Dieses Ergebnis zeigt wieder einmal, wie wichtig eine gesunde Wechselwirkung zwischen der Funktion der Haut und ihrer Bakterienflora ist.
Baurecht, H. et al.
Epidermal lipid composition, barrier integrity and eczematous inflammation are associated with skin microbiome configuration
Journal of Allergy and Clinical Immunology
2/2018