Das Risiko, einem Schlaganfall zu erleiden wird bekanntermaßen davon bestimmt, ob die Betroffenen genetisch vorbelastet sind. Einen deutlich größeren Einfluss auf das Risko jedoch hat der Stil, in dem die Betroffenen ihr Leben führen. Wer sich also beispielsweise ungesund ernährt, sich wenig körperlich bewegt, raucht oder unregelmäßig schläft, erhöht sein Schlaganfallrisiko um zwei Drittel. Vorbelastete Gene lassen das Risiko dagegen um ein Drittel ansteigen. Liegen beide dieser ungünstigen Parameter vor, so erhöht sich das Gesamt-Schlaganfallrisiko um etwas mehr als das Doppelte.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass genetisch vorbelastete Menschen ihr ohnehin erhöhtes Schlaganfallrisiko durch eine gesunde Lebensweise reduzieren können. Aber auch alle anderen Menschen ohne diese Gene schlagen großen gesundheitlichen Profit aus einer gesunden Lebensweise.
Britische und deutsche Wissenschaftler nahmen zunächst die Zusammenhänge zwischen dem Schlaganfallrisiko und der genetischen Vorbelastung, wie sie bereits in vergangenen Studien an weißen Europäern festgestellt wurden, näher unter die Lupe und konnten bestimmte Gensequenzen für das erhöhte Risiko benennen. Diese Gensequenzen verglichen sie mit den biogenetischen Daten bereits erfasster Menschen, die zusätzlich Angaben zu ihrem Lebensstil gemacht hatten.
Besonders gesund lebten demnach Menschen, die nicht rauchten, nicht übergewichtig waren, mindestens drei Stunden wöchentlich moderat körperlich aktiv waren und sich gesund ernährten mit Obst, Gemüse, etwas Fisch und wenig verarbeitetem und rotem Fleisch. Die Daten von 306.000 Teilnehmern, die über mehrere Jahre gesammelt wurden, flossen in die Studie ein.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass eine ungünstige genetische Vorbelastung das Schlaganfallrisiko um 35 % erhöhen kann, unabhängig vom Alter, Geschlecht und allgemeinen Schlaganfallrisikofaktoren. Ein ungesunder Lebensstil treibt das Schlaganfallrisiko noch mehr in die Höhe: Entsprechend ungesund lebende Menschen erhöhen ihr Risiko um 66 %, unabhängig davon, ob sie genetisch vorbelastet sind oder nicht.
Die Wissenschaftler konnten den wichtigen Schluss ziehen, dass genetisch vorbelastete Menschen, die zudem ungesund leben, das Schlaganfallrisiko um 130 % erhöhen. Grundsätzlich gelte es also, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, insbesondere für Menschen, die bereits ein erhöhtes Schlaganfallrisiko von Geburt an haben.
Rutten-Jacobs, L. et al.
Genetic risk, incident stroke, and the benefits of adhering to a healthy lifestyle: cohort study of 306 473 UK Biobank participants
BMJ
10/2018